Giganten-Duell: Ist 'Prescott' besser als P4 & Athlon 64?

Der Nachfolger des Pentium 4 ist da! Bei der Namensfindung des neuen Prozessors war Hersteller Intel nicht gerade überschäumend kreativ: Der "Neue" heißt nämlich wieder - Pentium 4. Für den Ehrennamen Pentium 5 hatte es bei dem unter dem Codenamen Prescott entwickelten Pentium-Chip offensichtlich nicht ganz gereicht.

Zu erkennen sind Rechner mit dem neuen Pentium 4 deswegen nur an dem kleinen Zusatz "E" bei der Taktfrequenzangabe. Ein Euro nach der GHz-Zahl (z. B.: 3,2E GHz) zeigt: In diesem Rechner steckt bereits ein neuer Pentium 4 mit Prescott-Kern.

Endgeschwindigkeit' bei 5 GHz
Trotz Namensgleichheit steckt im Prescott jede Menge neuer Prozessortechnologie. Wichtigster Unterschied gegenüber alten P4s mit "Northwood"-Kern: Bei der Fertigung des Prescott erreicht Intel ein neues Miniaturisierungsniveau.

Die neue Mikrotechnologie bietet nicht nur Vorteile in Sachen Produktionskosten, auch höhere Taktraten sind nun wieder möglich. Hatte der alte, in 130 Nanometer gefertigte P4 mit 3,4 GHz seinen Zenit so ziemlich erreicht, sind mit dem neuen Prescott nun Taktfrequenzen von 4,5 bis 5 GHz möglich. Effekt: Noch dieses Jahr könnte Intel mit dem Prescott die 4-GHz-Hürde nehmen.

"Aufgebohrter P4"
Die 90-Nanometer-Fertigungstechnologie ist allerdings nicht die einzige Verbesserung gegenüber dem alten Northwood-P4. Um die Rechengeschwindigkeit bei gleicher Taktfrequenz zu erhöhen, hat Intel etwa das "Ultrakurzzeitgedächtnis" des Prozessors (Cache) verdoppelt. Der L1-Daten-Cache liegt beim Prescott nun bei 16 KB (bisher: 8 KB), der L2-Cache bei 1 MB (bisher: 512 KB).

Gleichzeitig bekam der neue P4 ein viertes Pack an Befehlssätzen namens SSE3 dazu. Die 13 neuen Instruktionen sollen vor allem das Video-Encoding (Umrechnen von AVI-Filmen auf MPEG2 etc.) beschleunigen.

Und in der Praxis?
Soweit die graue Theorie. Computerkäufer in spe wollen natürlich wissen, was das Ganze in der alltäglichen Praxis bringt. E-MEDIA ließ dazu drei Superrechner des Linzer PC-Herstellers chiliGREEN gegeneinander antreten.

Das Besondere an den drei Megatowers aus Oberösterreich: Bis auf den Prozessor (und bei AMD: das Mainboard) waren alle drei chiliGREEN-Rechner für den E-MEDIA-Test absolut identisch bestückt worden.

Licht und Schatten
Überraschendes Ergebnis des Duells der Highspeedrechner: Der neue Pentium 4 ist nicht immer schneller als der alte. Bei gleicher Taktfrequenz (3,2 GHz mit und ohne E) hatte der Prescott nur bei der Bildbearbeitung mit Photoshop 7.0 (Test 2, siehe oben) und beim Video-Encoden (Test 4, AVI-Film in MPEG2 für DVD umwandeln) die Nase eine Handbreit vorn.

Beim Sortieren der Excel-Tabelle lagen alter und neuer P4 exakt gleichauf, beim MP3-Encoden war der alte Pentium 4 mit Northwood-Kern frappanterweise um fast 10 Prozent schneller als sein Nachfolger!

Athlon 64 quetscht schneller
AMDs Flaggschiff, der 64-Bit-Prozessor Athlon 64 3200+ schlug sich nicht nur wacker, sondern konnte einmal sogar die Intel-Phalanx durchbrechen. Beim "Quetschen" von Dateien (Komprimieren mit WinRAR) zog der in Wirklichkeit nur mit 2,0 GHz getaktete Athlon 64 3200+ den beiden Intel-Rechnern einfach davon.

Fazit des E-MEDIA-Tests
Im Speedbereich von 3,2 GHz liegen der neue Prescott P4 und sein gleich schnell getakteter Vorgänger in etwa gleichauf. Das könnte sich freilich bald ändern, sobald die Softwareentwickler die 13 neuen Instruktionen des Prescott unterstützen (im Test war der Vorsprung des neuen P4 beim Video-Encoden noch eher bescheiden).

Überraschend war allerdings das vergleichsweise sehr gute Abschneiden des beschaulich getakteten AMD Athlon 64. Auch hier hängt die weitere Entwicklung von den Softwareherstellern ab: Bisher gibt es nämlich kein Consumer-Betriebssystem, in dem der Athlon seine 64-Bit-Power so richtig ausspielen könnte. Ab Juni 2004 wird das anders: Dann bringt Microsoft nämlich sein lang erwartetes Windows-XP-64-System auf den Markt - und die Karten zwischen Intel und AMD werden neu gemischt.

Das bringt die Zukunft
Noch in diesem Quartal will Intel allerdings an der Prescott-Taktrate drehen. Ein 3,4-GHz-Prescott wartet schon in den Startlöchern. Die nächste P4-Neuerung steht dann im Frühsommer bevor: Der Prescott bekommt einen neuen Prozessor-Sockel (Socket 775 statt des alten 478er) und neue Chipsets, die DDR-II-Arbeitsspeicher und PCI-Express-Slots unterstützen. - Vielleicht lohnt sich's ja, noch ein bisschen zu warten.

Weitere Infos finden Sie in E-Media Nr. 04/04!