"Gericom stand vor Insolvenz": Medion und Pierer als Retter

Der erst in der Vorwoche bekanntgegebene Einstieg des deutschen Medion-Gruppe hat dem oberösterreichischen Notebook-Hersteller Gericom vor der Insolvenz gerettet: "Ich hätte den Weg zum Masseverwalter antreten müssen", zitiert das Wochenmagazin "Format" Gericom-Chef Hermann Oberlehner in der aktuellen Ausgabe von morgen, Donnerstag. Grund: Die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) habe die Kreditlinien gestrichen. Neben dem neuen Großaktionär Medion stieg nun auch KTM-Boss Stefan Pierer bei Gericom ein, schreibt das Magazin. Über seine Cross Holding erwarb er 5 Prozent an Gericom.

"Der Einstieg von der deutschen Medion AG war die Rettung in letzter Minute, ansonsten hätte ich den Weg zum Masseverwalter antreten müssen", so Oberlehner im "Format". Als Grund für den plötzlichen Liquiditätsengpass nennt der Gericom-Boss das Streichen der Kreditlinien durch die Großbank Bank Austria Creditanstalt. Oberlehner bezeichnet das als "betriebswirtschaftlichen Wahnsinn". Von 30 Mio. Euro Kreditrahmen habe das Unternehmen lediglich fünf Mio. Euro ausgeschöpft.

Die gesamten Bankverbindlichkeiten beliefen sich zu diesem Zeitpunkt 18 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote betrug 30 Prozent in Höhe von 56 Mio. Euro. Allerdings brach der Umsatz nach vorläufigen Zahlen zuletzt um 18,2 Prozent auf 445 Mio. Euro ein. Und der Gewinn drehte von Plus 23,79 Mio. Euro auf ein Minus von 20,9 Mio. Euro.

Als einen seiner Retter nennt Oberlehner auch Erste Bank-Vorstand Andreas Treichl, der Gericom während des finanziellen Breakdowns über Wasser hielt. Den größten Beitrag lieferte aber der Elektronik-Großhändler Medion, der 24,9 Prozent am Gericom-Grundkapital zu einem günstigen - aber offiziell nicht genannten - Preis erwarb. An der Börse wäre das 24,9-Prozent-Paket zum Zeitpunkt des Erwerbs knapp 20 Mio. Euro wert gewesen. Laut Insider-Schätzungen bezahlte Medion maximal 15 Mio. Euro an Oberlehners Stiftung als Eigentümerin der Aktien. "Nachdem wir relativ rasch bei Gericom eingestiegen sind, hatten wir keine Zeit eine Due Diligence zu machen und haben dafür einen ordentlichen Preisabschlag vom aktuellen Börsekurs bekommen", bestätigt Medion-Finanzvorstand Christian Eigen im "Format".

Lange blieben die Millionen freilich nicht in der Stiftung geparkt, denn Oberlehners Stiftung gewährte der Gericom AG ein Gesellschafterdarlehen in Höhe des Kaufpreises zur Stärkung des Eigenkapitals. Damit könnte er sich die Millionen jederzeit wieder zurückholen, schreibt das Magazin. Nur im Fall einer tatsächlichen Gericom-Pleite wäre das Geld weg. (apa/red)

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