Forscher hetzten "Igor" auf Programm-Bugs: Fehler kosten jährlich Milliarden

Computerfehler, besser gesagt Fehler in den Programmen, werden inzwischen für so gut wie alles verantwortlich gemacht: von der verloren gegangenen Diplomarbeit über Stromausfälle, Gefängnisausbrüche bis zum Verlust teurer Raumsonden. Und diese so genannten Bugs schaden der Wirtschaft. Allein die USA haben 2002 60 Mrd. Dollar durch Bugs verloren.

Die Computer-Bugs verhalten sich dabei wie die echten kleinen Krabbeltiere, von denen sie ihren Namen bekamen - man wird sie nur schwer wieder los. Denn um sie aufzuspüren, müssen Programmierer echte Detektivarbeit leisten, wie Brad Myers, Professor an der Universität Carnegie Mellon erklärt. "Man stellt erst einmal eine Vermutung auf, was der Fehler sein könnte, und beweist dann seine Hypothese. Oft liegen die Programmierer aber auch daneben und bauen nur neue Fehler ein, weil sie etwas reparieren wollten, was gar nicht kaputt war."

An Abhilfe wird gearbeitet, in den USA und auch in Deutschland. Myers und einer seiner Studenten, Andrew Ko, haben ein Programm namens Whyline zur Fehlerbehebung entwickelt, bei dem man die Fragen in normalem Englisch eingeben kann. Whyline ist eine Abkürzung und steht für Workspace for Helping You Link Instructions to Numbers and Events. Es ist gedacht für Programmierer aller Stufen - vom Profi bis zum Wochenend-Web-Seiten-Gestalter.

Igor, geh Fehler suchen
Ein anderes Debugging-Programm, AskIgor, stammt von Professor Andreas Zeller, Professor an der Universität des Saarlandes. AskIgor ist schon seit Ende vergangenen Jahres im Web zu finden. Programmierer können das Programm vorlegen und die Befehle nennen, bei denen es funktioniert oder scheitert. AskIgor versucht dann herauszufinden, wo die Differenz im Programmablauf, also der Fehler, liegen könnte. "Er stellt die Diagnose", sagt Zeller. Igor bekam seinen Namen von dem Gehilfen von Dr. Frankenstein, erklärt der Professor auf der Web-Site: "Frankenstein plant, und Igor macht die Arbeit - Igor, geh Fehler suchen."

Zellers Programm arbeitet derzeit nur mit bestimmten Linux-Programmen zusammen. Bei Whyline ist die Arbeitsumgebung ähnlich eingeschränkt. Es befindet sich noch im akademischen Versuchsstadium und versteht bislang nur die Programmiersprache Alice. Mit den Ergebnissen ist Myers aber zufrieden: Fehler wurden acht Mal schneller gefunden als bisher. Eine Übertragung zum Beispiel auf die Programmiersprache Java, die zehn Mal komplexer als Alice ist, würde natürlich auch die Fehlersuche deutlich schwieriger machen.

"Schwerer Ausnahmefehler bald Vergangenheit?
Whyline ist Teil eines größeren Projekts in den USA, das sich EUSES nennt - End Users Shaping Effective Software. Es soll die Arbeit mit dem Computer in jeder Hinsicht einfacher und angenehmer machen. Meldungen wie "Allgemeine Schutzverletzung" oder der berüchtigte "Schwere Ausnahmefehler" sollen dann der Vergangenheit angehören. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. (apa)