Ergebnis tiefrot: Gericom 2003 mit 17,2 Mio. € Nettoverlust

Der oberösterreichische Notebook-Hersteller Gericom ist knapp an der Insolvenz vorbei geschlittert. Wie aus der am Donnerstag veröffentlichten endgültigen Bilanz hervorgeht, hat das Unternehmen nach Gewinnen in den vorangegangenen Jahren 2003 einen deutlichen Nettoverlust von 17,2 Mio. Euro hinnehmen müssen. Das Unternehmen hat damit, wie bereits nach vorläufigen Zahlen bekannt, sein Ertragsziel im Vorjahr klar verfehlt.

Die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) hat deshalb bereits Anfang dieses Monats offene Kredite über knapp 5 Mio. Euro fällig gestellt. Nur durch den darauf folgenden Einstieg der deutschen Medion sei Gericom "der Weg zum Masseverwalter" erspart geblieben, wird Gericom-Chef Hermann Oberlehner in Medienberichten zitiert. Jetzt versucht das börsenotierte Linzer Unternehmen den Neustart. Mit neuem Aktionär, neuen Produkten, neuen Zielmärkten und neuen Banken will Gericom bereits heuer wieder schwarze Zahlen schreiben.

Gericom will vor allem in den EU-Beitrittsländern und anderen osteuropäischen Staaten weiter wachsen. Neben Notebooks produziert das Unternehmen außerdem bereits DVD-Player, LCD-TV-Geräte, Plasma-TV-Bildschirme, Videoprojektoren und Soundsysteme. "Auf Grund der guten Positionierung im Markt und der diversifizierten Produktpaletten in den Segmenten Homebooks und Home Entertainment" sei das Management überzeugt, "das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr 2004 wieder in die Gewinnzone führen zu können", meinte Oberlehner.

Die Schuld dafür, dass das Unternehmen Anfang des Jahres trotzdem in Finanznöte gekommen ist, gibt Gericom vor allem der BA-CA. Oberlehner spricht im "Format" von betriebswirtschaftlichem Wahnsinn". Auch Gericom-IR-Chef Ingo Middelmenne sieht in der Fälligstellung der Kredite durch die BA-CA eine "unzumutbare Vorgangsweise". Es gebe "verlässlichere Banken", die nun hinter Gericom stünden, sagte er zur APA.

Die BA-CA hat die Vorwürfe des Gericom-Managements klar zurückgewiesen. Die wirtschaftliche Situation des Unternehmens deute seit längerer Zeit auf Schwierigkeiten hin. Im November des Vorjahres habe das Unternehmen laut veröffentlichen Prognosen noch von einem leichten Verlust gesprochen. Die BA-CA habe daraufhin um "präzise Infos" gebeten - vor allem um einen "Liquiditätsplan und ein schlüssiges Paket von Gegenmaßnahmen". Diese Information habe die Bank jedoch nie erhalten. Stattdessen habe man Anfang März aus einer Ad-hoc-Mitteilung erfahren, dass das EBIT 2003 bei minus 21 Mio. Euro liege. "Da mussten wir reagieren und haben unseren Kredit fällig gestellt. Jede andere Maßnahme wäre für die Bank wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gewesen", hieß es aus der BA-CA zur APA.

Ein Analyst meinte am Donnerstag nach Vorlage der Gericom-Bilanz, dass das Unternehmen im Vorjahr offensichtlich noch Mühe gehabt habe, seine Struktur an die geänderten Marktbedingungen anzupassen.

Laut Bilanz hatte Gericom per Jahresende 2003 in Summe rund 140 Mio. Euro an kurzfristigen Verbindlichkeiten, allesamt fällig innerhalb der nächsten fünf Jahre. Dem stand 2003 ein Nettoverlust von 17 Mio. Euro gegenüber - nach einem Gewinn von 18,6 Mio. Euro 2002. Der Umsatz ist 2003 um 18 Prozent auf 445,2 Mio. Euro geschrumpft. Allein die Herstellungskosten haben die Umsatzerlöse um 4,5 Mio. Euro überstiegen. Der Lagerbestand hat sich trotz Abwertung auf 94,7 Mio. Euro fast verdoppelt.

Die Zahl der Mitarbeiter ist trotz Umsatzrückgang von 299 auf 312 gestiegen. Die Vertriebskosten sind mit 11 Mio. Euro weitgehend konstant geblieben und die Verwaltungskosten haben sich sogar von 4,7 auf 5,3 Mio. Euro erhöht, während die liquiden Mittel des Konzerns sich 2003 von 37,6 auf 12,4 Mio. Euro mehr als halbiert haben.

Die Frage werde jetzt sein, ob das Unternehmen in Zukunft mit seinen Kosten in Zukunft flexibler auf die Marktsituation agieren könne, sagte der Analyst. (apa/red)

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