Ein Ablaufdatum für Tastatur und Maus?
Intuitivere Bedienkonzepte in Entwicklung

Computer beherrschen immer mehr Funktionen - doch viele Anwender blicken heute schon bei ihrem Handy nicht mehr durch. Wissenschafter wie Professor Wolfgang Wahlster, Leiter des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) und Schirmherr der Bonner Voice Days, arbeiten bereits daran, dass sich der Computer dem Menschen anpasst.

"Die Überflutung der Geräte mit Funktionen, die selten benötigt werden, ist in der Tat ein großes Problem. Das wird sich aber in Zukunft verbessern. Wir arbeiten daran, dass sich die neuen Multifunktionsgeräte, mit denen man telefonieren, fernsehen und im Internet surfen kann, intuitiv bedienen lassen", so Wahlster. Die Technik werde zwar immer komplexer, das dürfe aber nicht zu Lasten des Anwenders gehen.

Autos in der Vorreiterrolle?
"Die Sprachsteuerung oder die nächste Stufe, multimodale Anwendungen, wo es neben dem Sprachinterface auch noch einen graphischen Touchscreen gibt, werden immer mehr im Auto eingesetzt, sei es auf PDAs, portablen Navigationssystemen, die zum ständigen Begleiter auch außerhalb des Autos werden oder bei der nächsten Generation der On-Board-Systeme.", so Lupo Pape, Geschäftsführer von SemanticEdge. Für die Spracherkennung im Auto spreche auch der Sicherheitsaspekt der "hands-free-Bedienung", ebenso die Limitation des Armaturenbretts, deren Funktionen und Anzeigen immer umfangreicher werden. Daher sei ein intuitives Interface unabdingbar, um das alles zu beherrschen, aber auch, um der Kreativität der Automobil-Entwickler keine Fesseln anzulegen.

Sprache als "natürlichste Schnittstelle"
Innovative Sprachanwendungen könnten zudem ein ständiger virtueller Begleiter des mobilen Menschen sein. Der Personal Assistant, wie ihn SemanticEdge für DaimlerChrysler entwickelt hat, kennt das persönliche Adressbuch seines Nutzers und baut nach einer Spracheingabe wie etwa "Martin Meyer Handy" sofort die entsprechende Verbindung auf. Er versendet SMS, wenn ein Anruf nicht zustande kommt. Er liest E-Mails während der Fahrt vor und sucht den nächsten Zug für die Weiterfahrt mit der Bahn. "Per Spracheingabe können die Mitarbeiter auch eine Routing-Funktion nutzen, alle Anrufe umleiten, so dass sie auf einer bestimmten Nummer zu erreichen sind. Durch den Personal Assistant wird die Spracherkennung ständig präsent und auch im Auto unerlässlich", sagt Pape. Gesprochene Sprache sei nun einmal die natürlichste Schnittstelle und sie habe enorme Vorteile beim Zugriff auf eine Vielzahl von Funktionen.

Bedingt neue Nutzungswelten
Wer Textdokumente bearbeitet, werde auch künftig mit Tastatur und Maus arbeiten. "Aber in anderen Bereichen werden die neuen Techniken kommen, wenn wir in einer zunehmend vernetzten Welt in allen Lebenslagen - sichtbar oder unsichtbar - von Rechnern umgeben sein werden. Sei es im Büro, beim Autofahren, beim Kochen oder beim Sport. Da werden Maus und Tastatur schnell sehr störend und sind die Alternativen praktischer. Dank der Leistungsexplosion in der IT werden wir Geräte künftig zunehmend über Sprachbefehle steuern. Dann werden wir auch kleine Kontrollgeräte wie Smartphones oder Organizer für die Computersteuerung nutzen", ist sich Chris North, Professor für Computerwissenschaften an der Virginia Tech-University, sicher. (pte/red)