Der Krieg Microsoft gegen Linux: Das Betriebssystem ist erwachsen geworden

Wenn Microsoft eine Werbekampagne gegen Mitbewerber startet, ist das ein Adelsprädikat. Denn dann nehmen die Redmonder jemanden richtig ernst. Im Match "Windows-Fenster" gegen "Linux-Pinguin" werden alle Register gezogen, eine Wirtschaftlichkeitsstudie folgt der nächsten. Dieser Tage verbot der britische Werbe-Verband dem Konzern von Bill Gates eine Werbekampagne gegen Linux. Der darin angestellte Kostenvergleich zwischen den Systemen "führe die Verbraucher in die Irre". Software-Kosten lassen sich eben nicht so einfach vergleichen wie Kaffee oder Turnschuhe.

Und die Fronten in diesem oft als Glaubenskrieg geführten Streit um ein Betriebssystem verlaufen längst nicht mehr zwischen Gates und dem finnischen Informatiker Linus Torvalds, der Anfang der 90er aus Unzufriedenheit mit dem UNIX-Betriebssystem gemeinsam mit Entwicklern auf der ganzen Welt ein alternatives System programmierte. Linux (eine Wortschöpfung aus UNIX und dem Vornamen Linus) ist aber ein Betriebssystem, dessen Programmcode jedermann zugänglich ist.

Historische Allianz
Wer Linux auf seinen Rechnern verwendet, zahlt keine Lizenzgebühren, kann es verändern und sein Know-how mit Zigtausenden Entwicklern einer engagierten Community teilen, um Probleme zu lösen. Über die vergangenen zehn Jahre hat sich dabei eine historisch einmalige Allianz aus Herstellern, Kunden und freien Software-Entwicklern herausgebildet.

Experimente mit Linux
Jede IT-Abteilung experimentiert mit Linux. Heute gibt es praktisch kein Unternehmen mehr, das nicht in irgendeiner Form Linux verwendet oder zumindest evaluiert. Eingesetzt wird das System vor allem im Server-Bereich, für geschäftskritische Anwendungen, bei Internet-Rechnern oder Firewalls.

Linux ist etabliert
Wo es Sinn macht und Kosten spart, hat sich Linux längst etabliert. Die IDC-Marktforscher schätzen, dass 2008 bereits jeder dritte Server mit Linux laufen wird - derzeit sind es erst 12 Prozent. Die meisten IT-Manager fahren "gemischte" Strategien wie Braun oder Goldenits und warten ab, wie sich die Lizenzpolitik bei Microsoft und die Open-Source-Community weiterentwickeln.

Wachstumsprobleme des Monopolisten
Für den Dominator aller PC-Betriebssysteme, Microsoft, ist dieser Wachstumsmarkt ausgereizt. Weil es hier nichts mehr zu holen gibt, hat Microsoft Entwickler von Firmensoftware gekauft, verlagert seine Prioritäten eher weg von der Entwicklung von Betriebssystemen (der Windows-Nachfolger Longhorn wurde auf 2006/07 verschoben) und konzentriert sich auf Anwendungen, "denn da gibt es noch ordentlich Potenzial, zu wachsen", sagt HP-Mann Kautz. Und hier will auch die Open-Source-Fraktion hinein, in den Anwendungsbereich, hin zu Datenbanken und anderen Geschäftsprozessen. Die Linux-Referenzen in diesem Bereich können da zwar noch nicht mithalten, doch wenn große Industriekonzerne wie etwa Magna ihre Spezialanwendungen, die nicht so sehr auf Office-Funktionen aufbauen, auf Linux umstellt, tun das auch ihre Zulieferer.

Regeln für freie Software
Doch für "freie" Software gibt es Regeln. Das GPL (General Public License)-Modell regelt die Lizenzierung freier Software. Wer Programme verwendet, die dort registriert sind, hat folgende Freiheiten: Das Programm kann für jeden Zweck genutzt, Kopien verteilt oder verkauft werden - auch in geänderten Versionen, die dann wiederum lizenziert werden müssen. Diesem Modell hat sich eben auch Linux oder die freie Datenbank MySQL angeschlossen. Die Grundidee: Es soll niemand eigenmächtig Programme abändern und verkaufen, ohne seine Weiterentwicklungen der Allgemeinheit zugänglich zu machen.

Die ganze Story lesen Sie in FORMAT 36/2004!