Computerbauer sehen noch keine Markterholung

Selbst bei einem guten Weihnachtsgeschäft dürfte das Jahr 2002 bei vielen Computerherstellern eher in schlechter Erinnerung bleiben. Nicht nur Firmen haben angesichts der schwachen Konjunktur ihre Ausgaben in die IT-Infrastruktur gekürzt, auch viele Verbraucher zögern den Kauf eines Computers hinaus. Dennoch sehen Manager und Experten derzeit eine Marktstabilisierung, wenn auch noch keine nachhaltige Erholung.

"Es sieht nicht danach aus, als ob der Markt noch weiter abrutschen würde", sagte Paul Bell, Europa-Chef des weltgrößten Computerbauers Dell, mit Blick auf den europäischen wie den deutschen Markt. "Aber bisher zeigt er auch noch kein starkes Wachstum." Das sieht auch Ulrich Kemp, Deutschland-Chef von Europas größtem Computerbauer Fujitsu Siemens, so. "Es war zwar im dritten Quartal eine Aufwärtstendenz erkennbar, aber von einer Erholung kann noch nicht gesprochen werden", sagte Kemp. "Diese sehe ich auch in der ersten Jahreshälfte 2003 nicht".

Die Marktforscher von IDC stellten in ihrer jüngst veröffentlichten Studie fest, dass der Computermarkt in Deutschland im dritten Quartal erstmals seit über einem Jahr wieder gewachsen ist. Während der einzelne Verbraucher zwar weiter Abstand vom Kauf eines neuen PCs nehme, hätten vor allem Firmen wieder stärker ihre alten Computer durch neue ersetzt. Dies werteten die Marktforscher als erste Anzeichen für eine Verbesserung.

Insgesamt wurden in Deutschland laut IDC von Juli bis September 1,57 Millionen PCs verkauft und damit 3,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Gemeinschaftsunternehmen Fujitsu Siemens konnte dank einer großen Nachfrage nach Hochleistungs-Rechnern (Server) seinen Marktanteil in Deutschland leicht auf 20 Prozent ausbauen. Die Nummer zwei auf dem deutschen Markt bleibt trotz rückläufiger Absätze mit einem Marktanteil von 14 Prozent der weltweit zweitgrößte Computerhersteller Hewlett-Packard. Auf Rang drei folgt Dell mit sieben Prozent Marktanteil.

Nur beschränkter Optimismus für Weihnachtsgeschäft
Für das diesjährige Weihnachtsgeschäft zeigte sich Kemp verhalten optimistisch. Zwar dürfte die Nachfrage vor allem nach mobilen Rechnern wie Laptops anziehen, aber das Niveau des vorangegangen Boom-Jahres dürfte nicht erreicht werden. Angesichts einer leichten Belebung des Geschäfts mit Firmenkunden, das rund 75 Prozent des Umsatzes von Fujitsu Siemens ausmacht, erwarte er jedoch für das vierte Quartal in Deutschland einen Umsatz auf Vorjahresniveau.

Dell-Europa-Chef Bell zeigte sich etwas zuversichtlicher. Nach einem Umsatzzuwachs von rund 17 Prozent im dritten Quartal erwarte er ähnliche Steigerungsraten in Deutschland für das vierte Quartal. Der US-Computerkonzern baut seine PCs und Server nur auf Bestellung und kann von derzeit rückläufigen Preisen bei Teilen wie Mikroprozessoren profitieren. Dell vermeldete jüngst für das abgelaufene dritte Quartal einen kräftigen Umsatz- und Gewinnanstieg und will auch im vierten Quartal weiter auf Wachstumskurs bleiben.

Auch im kommenden Jahr erwarten die Manager noch keine nachhaltige Entspannung in der Informationstechnologiebranche. Zwar dürften vor allem Firmen wieder mehr Geld für ihre IT-Infrastruktur ausgeben, aber "ich erwarte 2003 keine Wunderdinge", sagte Kemp. Erst in der zweiten Jahreshälfte dürfte der Markt wieder anziehen. Mit Blick auf den Jahreswechsel 1999/2000 hätten sich viele Firmen aus Angst vor Computerproblemen neue Rechner angeschafft. Diese dürften Ende 2003 veraltet sein und müssten ausgetauscht werden, sagte Kemp. "Eine durchgreifende Erholung ist daher erst 2004 zu erwarten."

Auch Dell-Manager Bell erwartet im nächsten Jahr nur eine "bescheidene" Markterholung. Zuerst werde der US-Markt anziehen und dann die Märkte in Europa folgen, sagte er. Dazu müssten die Unternehmen aber zunächst wieder steigende Gewinne verzeichnen.