Aufstand der Programmierer: Online-Petition für Strategieänderung Microsofts

Das Auslaufen der kostenfreien Unterstützung für Visual Basic 6 hat die Diskussion um Microsofts beliebte Programmierumgebung erneut angeheizt. Mehr als 5.000 Entwickler, darunter über 200 Microsoft Most Valuable Professionals (MVPs), haben eine Online-Petition unterzeichnet, in der um eine Fortführung der Produktlinie ersucht wird. Während Microsoft auf seiner eingeschlagenen Linie bleibt, bieten immer mehr Konkurrenten Microsofts kostengünstige Alternativen an.

Visual Basic (VB) hat es seit seinem Erscheinen im Jahr 1991 einer breiten Masse an Entwicklern ermöglicht, Anwendungen für Windows zu erarbeiten und sich dabei ausschließlich auf die eigentliche Aufgabe und nicht das "technische Drumherum" zu konzentrieren. Ihre Wurzeln hat die Sprache in Bill Gates "Microsoft Basic" aus dem Jahre 1975. Es gibt dokumentierte Fälle, dass Entwickler ihren Code seit damals von Version zu Version ohne große Änderungen mitnehmen konnten.

Mit dem Erscheinen von VB.NET im Jahre 2002 hat sich das allerdings geändert. Microsoft führte umfangreiche Änderungen ein, um VB an die Infrastruktur des .NET Frameworks anzupassen und zeitgemäßer zu machen. Das führte aber auch dazu, dass ein Großteil der bestehenden Programme nur mit großem Aufwand an VB.NET anpassbar wäre.

In den Hintergrund gedrängt
So berichtet etwa Erich Tanzer von der österreichischen Firma MoneySoft, dass eine mit den Programmiersprachen Visual Basic 4 bis 6 erstellte Applikation mit über 2,5 Millionen Quellcodezeilen und über 10.000 Usern auf Grund der Änderungen in VB.NET nicht weiter entwickelbar sei. Darüber hinaus führte Tanzer gegenüber der APA aus: "Wir sind der Meinung, dass VB.NET zwar ein tolles Produkt ist, jedoch bei dessen Entwicklung die Unterstützung für klassische Anwendungen gegenüber Online-Lösungen in den Hintergrund gedrängt wurde."

Alexander Holy, Mitglied der Geschäftsführung bei Microsoft Österreich und verantwortlich für den Bereich Developer, äußerte sich zu dem Thema gegenüber der APA: "Um Entwicklern notwendige Umstellarbeiten auf VB.NET zu erleichtern, hat Microsoft bereits im Jahr 2000 - zwei Jahre vor dem Erscheinen von VB.NET - umfangreiche Dokumentation und Vorabversionen zu VB.NET zugänglich gemacht. Der kostenpflichtige Support wird im Rahmen von Supportverträgen sogar bis in das Jahr 2012 verfügbar sein."

Migration unumgänglich
Die Laufzeitumgebung für Visual Basic 6 ist im Betriebssystem Windows XP integriert und wird, laut diversen Online-Meldungen, in Windows Longhorn vorhanden sein, die "alten" Programme sollten also auch dann noch lauffähig sein. Die Migration der bestehenden Anwendungen wird den Entwicklern, so sich Microsoft nicht doch anders besinnt, irgendwann trotzdem nicht erspart bleiben. (apa)

Info-Links:
Online-Petition
Visual Basic Developer Center