Facebook als Lebensretter

Facebook als Lebensretter

Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz will Facebook suizidgefährdete Nutzer erkennen. Ein spezieller Algorithmus soll die Warnzeichen früh genug bemerken und Alarm schlagen.

Die Software durchsucht Beiträge und Kommentare nach Anzeichen darauf, dass ein Nutzer selbstmordgefährdet sein könnte. Sie wird trainiert, auf Posts mit traurigem Inhalt oder entsprechenden Kommentaren anzuspringen. Sätze wie „Ich mache mir Sorgen um dich“ oder „Bist du OK?“ können die künstliche Intelligenz Alarm schlagen lassen. Im Bedarfsfall informiert das System ein FB-Notfallteam, welches den betroffenen Nutzer kontaktieren und ihm entsprechende Anlaufstellen vermitteln kann. Derzeit wird die Funktion in den USA getestet.

US-Facebook-Nutzer haben übrigens schon seit einigen Jahren die Möglichkeit, via Messenger direkten Kontakt zu Krisenberatern aufzunehmen um für ihre Kontakte im sozialen Netzwerk Hilfe in kritischen Lebenslagen zu bekommen. Der neue Ansatz soll nun mehr Support bieten, allerdings ohne zu belästigen. Auch Facebooks Live Broadcast Tool wird bereits seit Längerem entsprechend durchleuchtet, Facebook-Live-Nutzer die in ihrem Beitrag über Selbstmord sprechen werden kontaktiert, um Hilfestellung anzubieten.

Nach dem Suizid eines 14-jährigen Mädchens im Jänner, der über den Livestream zu verfolgen war, hat das soziale Netzwerk mit dem neuen Instrument nachgelegt. Wer den Stream verfolgt kann nun via Menü auch direkt seine Besorgnis ausdrücken, im Hintergrund wird das Notfallteam benachrichtigt und kann wiederum mit dem streamenden Nutzer in Kontakt treten. Auch wenn einige Stimmen meinen es wäre besser, in so einem Fall den Stream zu unterbrechen, argumentiert Facebook dagegen. Solange der Stream laufe, hätte man wenigstens die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der Person, ansonsten sei es vielleicht schon zu spät.

John Draper, Vorstand der US Sucht- und Suizidpräventionshilfe lobt die Neuerungen. Er hofft, dass das soziale Netzwerk tatsächlich einen Unterschied machen kann. „Je mehr Menschen wir für die Unterstützung betroffener Nutzer mobilisieren können, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch tatsächlich Hilfe bekommen. Die Frage ist, wie man dies tun kann, ohne invasiv zu sein. Was Facebook hier derzeit anbietet ist ein großer Schritt nach vorne.“

Bevor dieses Tool weltweit zum Einsatz kommen kann, muss seitens Facebook erst überprüft werden, ob Organisationen in anderen Ländern auch in der Lage sind, mit dem Service zusammenzuarbeiten. Vorerst wird die KI also nur Nutzern in den USA Hilfestellung leisten.