Audi: Extras im eigenen PKW mieten?

Audi: Extras im eigenen PKW mieten?

Die Nutzung der Sitzheizung oder des Navis im eigenen PKW könnte bald extra kosten. Bei Audi denkt man darüber nach, Extras per Micropayment temporär freizuschalten. Die Idee ist hanebüchen. Das Schlimme daran ist: Sie könnte funktionieren.

Audi-Chef Rupert Stadler hat in einem Interview laut über neue Erlösmodelle nachgedacht. Die Idee: Man verbaut Kunden in ihren PKWs auch Extras, die sie gar nicht geordert haben. Die Luxusvariante des Sitzes zum Beispiel. Später könnten Kunden Features wie die Sitzheizung bei Bedarf temporär freischalten. Gegen Bezahlung, versteht sich. Auf den ersten Blick eine absurde Idee. Auf den zweiten nicht so sehr.

Im Bereich Mobile und Games ist das Konzept längst akzeptiert und heißt „In-App-Kauf“. Grundfeatures einer App oder eines Spiels sind gratis, Extras gegen Micropayments freischaltbar. Bevorzugterweise in Form verbrauchbarer virtueller Items, die immer wieder neu gekauft werden müssen. So manches Smartphonegame macht mit diesem Geschäftsmodell mehr Umsatz als ein „richtiges“ Videospiel. Mir ist das unverständlich. Ich möchte im Vorhinein wissen, was mich ein Spiel oder eine App kostet und nicht Woche für Woche Geld nachschießen müssen. Aber offenbar gehöre ich zu einer schwindenden Minderheit. Das bringt uns zum Thema Audi.

Sollte Audi das System wirklich einführen, wird es erst einen riesigen Aufschrei geben. Und anschließend wird sich zeigen, dass es erschreckend viele Menschen gibt, die tatsächlich bereit sind, für die Nutzung der Sitzheizung extra zu zahlen. Weil sie das am Smartphone ja auch nicht anders gewöhnt sind.

Anders als bei Smartphone-Games könnte die Rechnung für Audi am Ende aber trotzdem nicht aufgehen. Das Geschäftsmodell der In-App-Payments basiert auf Masse. Wenn Millionen User eine App Gratis nutzen, reicht es, wenn einige tausend bezahlen. Software Millionenfach zu verbreiten, kostet de facto nichts. Millionenfach Sitze zu verbauen, die von der Mehrheit nicht genutzt werden, ist teuer. Plus: Zusatzhardware erhöht das Gesamtgewicht des Fahrzeugs, was den Treibstoffverbrauch erhöht, was weder die Umwelt noch den Kunden freuen dürfte.

Alleine die Tatsache, dass Audi-Chef Stadler mit Journalisten über seine Ideen spricht, darf als Indiz gewartet werden, dass sich der Konzern das Modell sehr wohl durchgerechnet hat. Schauen wir mal. Es wäre nicht die erste auf den ersten Blick absurde Idee, die sich als Normalität etabliert.